Eine ereignislose Woche liegt hinter mir, ohne Abstürze oder Höhenflüge.
Aber ich weiß jetzt, weshalb ich dem Verfall meines Körpers so -relativ- gelassen zuschaue. Bis jetzt war es immer so gewesen, dass eine Krankheit oder eine Verletzung kam/auftrat und ich recht interessiert dabei zusah, welche Symptome wann und wie stark auftraten. Am Ende war sie weg, ich war wieder gesund/fit und um eine Erfahrung reicher.
Ich glaube, dass ich die Unzerstörbarkeit meines Körpers und meine Selbstheilungskräfte so stark verinnerlicht hatte, dass ich jetzt tief in meinem Innern darauf warte, dass die ALS verschwindet und ich wieder die Richtung wählen kann, in die ich gehe. Für die alljährliche Grippewelle und Sätze wie „mach’ die Jacke zu, sonst erkältest Du Dich“ hatte ich lediglich ein müdes Lächeln übrig; Medikamente waren für andere. Gesund und aktiv zu leben, mit viel Aktivität und Bewegung, kombiniert mit einer positiv-offensiven Grundhaltung war mein ‘Erfolgsrezept’, garniert mit den nötigen Ausnahmen wie mäßigem Nikotinkonsum, gelegentlichem Alkohol und immer reichlich Butter, viel Salz und Zucker, Sahne und Kaffee. So war es bis heute, Krankheiten kamen - und gingen auch wieder, warum sollte die Krankheit mit dem doofen Namen „Amyotrophe Lateralsklerose“ da eine Ausnahme machen und sich nicht wieder verkrümeln?
Ich nehme das Zucken meiner linken Hand, in eine Richtung, in die sie sich seit mehr als einem Jahr nicht mehr bewegt hat, jedenfalls als positives Zeichen - und ignoriere die zunehmende Schwäche meiner Halsmuskeln und meines rechten Beins dafür …
Am Wochenende soll’s auch im Flachland die ersten Schneeflocken geben. Also: Mützen aufsetzen und immer schön die Jacke schließen!